Vor ein paar Tagen habe ich eine Umfrage auf meinem Instagram-Profil durchgeführt: «Wer bleibt meist zu Hause, wenn die Kinder krank sind?»
Soziale Sicherheit bedeutet nicht nur, in einem Staat zu leben, in dem ein Sozialversicherungssystem existiert. Soziale Sicherheit bedeutet eben auch, die Gegenseitigkeit zu fördern. Was bedeutet dieser Ausdruck, der oftmals nur eine Floskel zu sein scheint?
Gegenseitigkeit in der sozialen Sicherheit bedeutet, einander zu helfen. Legitimiert wurde dieser Ausdruck durch Hilfsvereine in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Man versprach einander zu helfen, wenn Mitglieder einer bestimmten Gruppe von Krankheit, Arbeitslosigkeit oder eines Unfalls in eine finanzielle Notlage gerieten. Während dem Hilfsvereine grösstenteils im Verlauf des 20. Jahrhunderts von staatlichen Sozialversicherungen abgelöst wurden. Einander zu helfen, ist nicht nur ein Konzept, das von Sozialversicherungen weitgehendst abgelöst wurde. Nein. Das Konzept „Familie“ bleibt weiterhin bestehen, und zwar für immer.
Für die meisten Menschen ist die Familie das allerwichtigste im Leben. Die Familie ist ein sicherer Hafen in schwierigen Zeiten. Sie gibt einem Halt und vermittelt ein Gefühl von Geborgenheit. Für viele scheint der Begriff Gegenseitigkeit nach wie vor mit geschlechterspezifischen Rollen verknüpft zu sein. Wenn die Kinder krank sind, ist es in den meisten Familien noch immer so, dass die Frau ihrer Arbeit fernbleiben muss und der Mann seinem Arbeitsalltag wie gewohnt nachgehen kann. Warum ist das noch immer so? Sind Frauen in ihren beruflichen Positionen entbehrlicher?
Ich gebe zu, dass es Müttern auch nicht immer ganz einfach fällt, loszulassen, was so viel heisst wie, dem Vater die Betreuung des kranken Kindes zuzutrauen. Eine gewisse Fürsorge wurde uns Frauen schon in die Wiege gelegt, das kann man wohl nicht einfach so unter den Teppich kehren. Es gibt Männer, die schon zwei linke Hände haben. Während für einen Vater vollkommen in Ordnung ist, wenn das Kind bei 5 Grad Celsius ohne Mütze draussen herumtobt, packen die Mütter ihre Kinder bereits wie kleine Eskimos ein. Um hier nur ein Beispiel zu veranschaulichen.
Während man meinen könnte, dass die geschlechterspezifischen Rollen längst aufgebrochen sind, da Frauen seit Jahren einen erheblichen Beitrag zum Familieneinkommen leisten, hat sich in dieser Thematik «Kinderbetreuung» noch nicht viel geändert.
Mütter müssen heute nicht nur ihre beruflichen Verpflichtungen erfüllen, sondern auch weiterhin den Haushalt und die Kinderbetreuung übernehmen. Insbesondere, wenn die Kinder krank sind. Die kantonalen Angebote für bezahlbare Kinderbetreuungsangebote nehmen weiter Fahrtwind auf, was ich sehr begrüsse.
Das Problem ist damit jedoch nicht gelöst. Wer kümmert sich um die Kinder, wenn sie krank sind?
Sobald die Kinder in die Kita gehen, bringen sie oftmals einen Keim nach dem anderen mit nach Hause. Aufgrund der beruflichen Verpflichtungen der Eltern ist das Kind kaum in der Lage, sich vollständig zu erholen. Das Bewertungskriterium von höher, schneller, weiter, schlägt auch hier wie eine Bombe ein. Hier geht es leider auch zulasten unserer Kleinsten.
Kinder benötigen primär Ruhe, Liebe und Fürsorge, wenn sie krank sind. Beide Elternteile sollten sich gleichermassen um die Bedürfnisse ihrer Kinder kümmern.
Es scheint, als ob der Vater im Hinblick auf die Krankenfürsorge immer noch das Oberhaupt der Familie darstellt und somit über den Bedürfnissen der Mütter und Kinder steht. Also bleibt auch hier das Ungleichgewicht zwischen berufstätigen Vätern und Müttern bestehen. Das sollte sich in naher Zukunft ändern.
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